Aktiv in Afghanistan 

Was unsere Aktivitäten besonders macht, ist, dass unsere Hilfe direkt und ohne Umwege ankommt. Die Mitglieder des Vereins kennen die Menschen in den Dörfern und die Verantwortlichen vor Ort gut. 

Wir agieren hauptsächlich in abgelegen afghanischen Dörfern, also dort, wo internationale Hilfe nur schwer hinkommt.

Wir unterstützen nur Initiativen, die von den Dorfgemeinschaften vorgeschlagen werden und von ihnen auch selber umgesetzt werden können.

Unsere Projekte sind klein, damit weder wir noch die Menschen vor Ort in Afghanistan mit der Durchführung überfordert sind.

In vielen Telefongesprächen mit den Verantwortlichen vor Ort werden die Fördermaßnahmen ermittelt und schließlich in einem Projektvorschlag zusammengefasst. Der Fortschritt wird mit Fotos und kleinen Videoclips dokumentiert. Wann immer möglich, werden Belege für Ausgaben angefordert, um den sinnvollen Einsatz der Mittel zu gewährleisten. Das alles ist nicht einfach, denn zum einen funktionieren die Telefon- und Internetverbindungen nur sehr schlecht und zum anderen sind die Menschen in den Dörfern nicht an die Methoden einer transparenten Projektplanung und -durchführung gewöhnt.

Die meisten Aktivitäten wurden hauptsächlich in von Hazara bewohnten Dörfern durchgeführt, was darauf zurückzuführen ist, dass die Mitglieder des Vereins, die diese Projekte vorgeschlagen haben, aus diesen Dörfern stammen.  Der Verein will jedoch ein Ansprechpartner für alle abgelegenen Dörfer in Afghanistan ohne ethnische oder regionale Grenzen werden.

Durch die Unterstützung des Vereins konnten acht Brunnen in abgelegenen Dörfern gegraben, sieben Schulen unterstützt und Nothilfe für über 200 Familien geleistet werden.

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Die Lage ist ….. mehr als besorgniserregend

Nach der Machtübernahme durch die Taliban im August 2021 stürzte Afghanistan in eine dramatische sozio-ökonomische Krise. Die Corona-Pandemie und anhaltende Dürren verstärken einen beispiellos schnellen Kollaps der afghanischen Wirtschaft. In Afghanistan besteht eine der größten humanitären Notlagen weltweit.

Die halbe Bevölkerung hinter Mauern: Frauen hatten es noch nie leicht in Afghanistan. Doch es gab Zeiten, wann sie vor allem in den Städten ein selbstbestimmtes Leben führen konnten. Doch nun ist es ein erklärtes Ziel des Taliban-Regimes, Frauen nur noch in Ausnahmefällen das Haus verlassen zu lassen. Die Taliban bestimmen eine Maßnahme nach der anderen, um Frauen aus dem öffentlichen Leben auszuschließen.

Der Verein „ein Herz für Afghanistan e. V.“  ist bislang in abgelegenen Dörfern im Hazaradschat aktiv.

Die Dörfer werden von der drittgrößten ethnischen Gruppe in Afghanistan, den Hazara, bewohnt. Sie praktizieren hauptsächlich den schiitischen Islam und sind im überwiegend sunnitischen Afghanistan und Pakistan seit langem der Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Seit dem Regimewechsel im August 2021 hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Auf Hazara wurden gezielte Anschläge in mehreren Städten vom IS-K verübt. Als die Taliban, kurz bevor sie die Macht in Kabul übernahmen, den Bezirk Malestan eroberten, wurden in Jaka Pashi 12 Menschen getötet. Die Dorfbewohner sind davon weiterhin traumatisiert und fürchten, dass sich solche Vorfälle wiederholen. Die Familien der Getöteten haben das Dorf verlassen und sind in den großen Städten oder im Ausland untergetaucht. In Chihilbaghtoie Pashi verlangen die Taliban nun Zwangsabgaben und drohen bei Nichtzahlung mit der Entführung ihrer Kinder. Es ist zu befürchten, dass ethnisch begründete Ungleichheit und Gewalt sowohl seitens des IS-K als auch seitens der Taliban weiter zunehmen und kulturelle Identität immer weiter eingeschränkt wird.

Auch die Angst vor Konflikten um Weide- und Wasserrechte mit den Kutschi, einem paschtunischem Nomadenvolk, nimmt zu, da diese im Gegensatz zu den Hazara öffentlich Waffen tragen dürfen und immer häufiger in die Gegend kommen.

In jedem Dorf wohnen in bergiger Lage auf etwa 2.400 bis 3.000 m ü. NN ca. 500 Familien. Sie leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und bestellen die Felder (Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Maulbeeren, Äpfel, Aprikosen, Erdbeeren usw.) auf traditionelle Weise, vermeiden teures Saatgut oder Düngemittel. Die Arbeit ist oft mit großer körperlicher Anstrengung verbunden und es werden manchmal nur geringe Erträge erzielt. Die Nahrungsmittel werden nicht für den Weiterverkauf produziert, sondern reichen nur für den Eigenbedarf (sogenannte Subsistenzwirtschaft).

Früher war die Arbeitsmigration in den Iran und nach Pakistan während der Wintermonate eine weitere Einkommensquelle. Doch durch die schwierige wirtschaftliche Situation in den Nachbarländern wurde dies in den letzten Jahren immer schwieriger. Mit dem Regimewechsel im August 2021 hat sich die Situation weiter verschärft, da Ausreisen von den Taliban nur noch mit Visa geduldet werden.

Mit dem Wegfall dieser Einkommensmöglichkeit wächst die Armut von Tag zu Tag in den Dörfern. Zusätzlich treffen die stark steigenden Preise, die zum Teil auf US-Wirtschaftssanktionen und den Krieg in der Ukraine zurückzuführen sind, die Bevölkerung hart. So hat sich der Preis für Diesel verdoppelt und für Mehl verdreifacht.

Die Straßen in der abgelegenen Region sind schlecht bzw. teilweise nicht mal vorhanden. Für eine Strecke von 10 km mit dem Auto braucht man oft mehr als eine Stunde. Dies beeinträchtigt die Mobilität der Menschen erheblich, erschwert den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und verteuert zusätzlich die Waren aufgrund der hohen Transportkosten. 

Weiterführende Informationen

  • Zur Lage der Frauen, ein Bericht von Amnestie International 

https://www.amnesty.org/en/documents/asa11/5685/2022/en/  

  • Zur Menschenrechtslage, ein Bericht der Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan:

https://unama.unmissions.org/human-rights-monitoring-and-reporting

  • Zur Humanitären Lage, Bericht des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten:

https://response.reliefweb.int/afghanistan

  • Zur militärischen Intervention, ein Buch von Michael Lüders:

Hybris am Hindukusch: Wie der Westen in Afghanistan scheiterte
Taschenbuch : ISBN-10 ‏ : ‎ 3406784909;  Hörbuch : ASIN :B09TFFKRF

  • Zur Situation der Hazara, ein Artikel von National Geographic:

https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2022/11/hazara-voelkermord-afghanistan-verfolgung-minderheit