Patenschaften für Lehrerinnen
Mit immer strengeren Regeln versucht das Taliban-Regime Frauen im Haus zu halten und sie von einkommensschaffender Arbeit auszuschließen. Die Frau soll sich nur um Kinder, Haushalt und die Bedürfnisse des Mannes kümmern. Ein neu eingeführtes „Tugend“-Gesetz sorgt für eine verschärfte Durchsetzung der strengen Verhaltensregeln. In den Augen der Taliban ist jegliches weiterbildendes Schulwissen für Mädchen irrelevant oder sogar gefährlich. Aus diesem Grund haben die Taliban den Schulbesuch für Mädchen nach der sechsten Klasse verboten.
Doch für viele Menschen ist Bildung für ihre Kinder – auch für Mädchen – wichtig und es gibt Teile der Bevölkerung, die versuchen, die Vorschriften zu umgehen.
So ist es möglich, informelle Kurse für Mädchen nach der 6. Klasse anzubieten, insbesondere in den abgelegenen Regionen, in denen der Verein tätig ist. Diese Kurse werden in privaten Räumlichkeiten durchgeführt und nicht als Unterricht deklariert. Ein Artikel in der SZ gibt weitere Auskunft über die „Geheimen Schulen in Afghanistan„.
Wir wollen gut ausgebildeten Frauen eine Möglichkeit geben, informell Mädchen zu unterrichten. So hat die Lehrerin ein Einkommen und die Mädchen können weiter lernen – für eine hoffentlich bessere Zukunft in Afghanistan.
Der Verein vermittelt Patenschaften, damit Lehrerinnen über eine längere Zeit finanziert werden können und vor allem Mädchen unterrichten, die ansonsten keine Möglichkeit haben in die Schule zu gehen. Dabei achten wir darauf, dass die Lehrerinnen die Unterstützung des Dorfes haben und sie sich dadurch sicherer fühlen können. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass es irgendwann Probleme geben wird und der Unterricht geschlossen oder unterbrochen wird. Bei all der Willkür und Unsicherheit in Afghanistan sind die Frauen und Schüler*innen aber bereit diese Risiken einzugehen.
Die Koordination mit den Lehrerinnen übernehmen Vereinsmitglieder und Freunde, die aus den Dörfern kommen und die Frauen und Verhältnisse vor Ort gut kennen. Sie halten den Kontakt aufrecht und berichten regelmäßig über die Fortschritte und eventuelle Schwierigkeiten. Wenn von allen gewünscht, kann auch ein Austausch (via WhatsApp) zwischen Patin*innen und Lehrerin stattfinden, um so einen direkten Eindruck von der Arbeit mit den Schülerinnen zu bekommen.
Die monatliche Unterstützung für eine Lehrerin beträgt 100 €. Allerdings können sich mehrere Pat*innen eine Patenschaft teilen. Die Frauen leben alle in ihren Familien, und dieser Betrag trägt erheblich zur Lebensqualität des gesamten Haushalts bei. Eine Anfangshilfe für Schulmaterial wird zusätzlich direkt vom Verein im Falle einer Patenschaft beigesteuert.
Mittlerweilen existieren 5 Patenschaften
- Bereits seit Dezember 2023 unterstützen zwei Patinnen eine junge Frau mit Abitur und mit Hebammenausbildung. Sie unterrichtet in Andkoy, einer kleinen Stadt an der Grenze zu Turkmenistan, zwanzig Schülerinnen, täglich für einige Stunden mit dem Schulstoff der siebten Klasse. Bislang konnten fünf Kapitel aus dem Mathematikbuch durchgearbeitet werden. Im August wurden all Lektionen wiederholt und ein Mathematik-Test abgelegt. Die Schülerinnen haben alle gute Ergebnisse erzielt. Im Fach Dari – Literatur wurden 175 Seiten durchgearbeitet und in Biologie 120 Seiten. Das Ergebnis des Biologie-Formeltests war gut bis ausgezeichnet.
Dank des Artikels in der SZ über „Geheime Schulen“ konnten vier neue Patenschaften im September 2024 beginnen.
- Eine Familie aus München übernahm die Patenschaft einer weiteren jungen Frau aus Andkoy. Die Lehrerin hat ihre Ausbildung am Teacher Training Centre, im Jahr 2019 nach ihrem Highschool-Abschluss, beendet und auch einen Englischkurs mit Diplom absolviert. Sie war sehr interessiert und engagiert, ihr Wissen mit den Menschen in ihrer Heimatstadt zu teilen und wollte bei einer der lokalen Regierungs- oder Nichtregierungsorganisationen angestellt werden. Doch all ihre Bemühungen und Hoffnungen wurden enttäuscht. An jeder Tür, an die sie klopfte, erhielt sie einen negativen Bescheid. So begann sie 2021, ehrenamtlich und unentgeltlich an einer Grundschule zu unterrichten und nahm dadurch viele soziale und wirtschaftliche Probleme in Kauf. Durch die Patenschaft hat sie nun ein eigenes Einkommen und eine Klasse mit 20 Schülerinnen, die sie in Englisch für Anfänger und in den anderen Fächern, gemäß dem Schulplan ab der siebten Klasse unterrichtet.
In Barkar in Daikundi wurden für drei junge Frauen Patinnen gefunden. In dem Bergtal leben rund 18.000 Menschen in sieben Dörfern, die sich über das Haupttal und mehrere Seitentäler verteilen. Die Einwohner sind Hazara.
Die drei Lehrerinnen unterrichten seit September 2024 Schülerinnen und Schüler hauptsächlich in Englisch. Diese Art des Unterrichts hat sich in der Gegend bereits bewährt und wird teilweise von Exil-Afghanen unterstützt. Für viele Schülerinnen und Schüler ist dies die einzig mögliche Art des Unterrichts, einige wenige besuchen aber auch eine normale Schule. In den Klassen sind etwa 50 Kinder und junge Erwachsene und die Lehrerinnen unterrichten an 4-5 Tagen jeweils 3-4 Stunden.
- Die Älteste ist 23 Jahre alt, hat nach dem Abitur einen Englischkurs erfolgreich abgeschlossen und unterrichtete bereits 1 1/2 Jahren lang in einem Seitental von Barkar. Sie entlastet nun zwei Lehrer im Hauptteil des Tals, die bislang Klassen mit jeweils 100 Schüler*innen unterrichten. Für diese Frau hat eine Patin aus Baden Württemberg eine Teilpatenschaft übernommen und der Verein sucht noch Menschen, die sich an der Patenschaft beteiligen wollen.
- An einem Ende des Barka-Tals, wo es keinerlei Unterrichtsmöglichkeiten für die Kinder gab, hat eine 21-jährige Lehrerin angefangen. Auch sie hat nach dem High school diploma einen sechsmonatigen Englischkurs absolviert und verfügt bereits über Lehrerfahrung. Eine Patin aus Stuttgart hat eine Teilpatenschaft übernommen und man kann sich noch an der Patenschaft beteiligen.
- Am anderen Ende des Barka-Tals hat eine 19-jährige Lehrerin mit dem Unterricht begonnen. Sie ist noch recht jung, aber verschiedene Leute aus Barka haben uns bestätigt, dass sie voll und ganz in der Lage ist, den Unterricht zu halten. Eine Patin aus der Schweiz hat die Unterstützung übernommen.
Wenn Sie Interesse an einer (Teil)Patenschaft haben, schreiben sie bitte an: info@einherzfuerafghanistan.de